Artikel von Horst Gröner, Gothaer Tagespost, 01. Dezember 2015
Ein groß angelegtes Opernkonzert mit Chören und Arien aus deutschen und russischen Opern veranstaltete der Oratorienchor „Liederkranz Schweinfurt 1833 e.V.“ im Theater der Stadt Schweinfurt.
Harte Probenarbeit war im Theater Schweinfurt angesagt, als die Thüringen Philharmonie Gotha mit dem Oratorienchor „Liederkranz Schweinfurt” unter der Leitung von Wolfgang Hocke zusammentraf. Foto: Horst Gröner
Gotha. Am Pult stand der ehemalige Meininger Generalmusikdirektor Wolfgang Hocke , der seit 18 Jahren diesen 70-köpfigen Laienchor leitete.
Das Konzert begann romantisch mit Auszügen aus „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai . Feine Töne erfüllten am Anfang der Ouvertüre den Raum; temperamentvoll, fast metrisch dirigierend feuerte Wolfgang Hocke die Musiker in der schwungvollen Einleitung zur Oper an. Zart und volltönend folgte der Mondchor „Süßer Mond“ sowie Rezitativ und Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei, Witz, heit‘re Laune“. Die aus Innsbruck stammende Sopranistin Vera Schoenenberg konnte dabei sowohl darstellerisch als auch mit ihrer klaren, in allen Lagen ausdrucksstarken Stimme überzeugen. Der Chor brachte als Abschluss dieser Opernauszüge zusammen mit dem Orchester den Tanz „Fasst ihn, Geister, nach der Reih“, wiederum schmissig dargeboten.
Aus „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing folgten zwei Kabinettstücke für Bassbariton. Oliver Weidinger aus Nürnberg glänzte zunächst durch seine Bühnenpräsenz in der Arie des van Bett „O sancta justicia“ und dann – zusammen mit dem Chor – in der Singschule „Den hohen Herrscher würdig zu empfangen“. Köstlich, wie Solist und Chor hier aufeinander eingehen konnten, vor allem auch durch das „Auswendig singen“, das den Chor viel lockerer und musikalischer erscheinen ließ. Ein Vergleich mit dem dazwischen gesetzten Chor „Hoch lebe die Freude“ schien dies mehr als zu bestätigen.
Im zweiten Teil des Abends erklangen Werke aus Opern russischer Komponisten des 19. Jahrhunderts. Rasant ging Wolfgang Hocke mit den Philharmonikern die Ouvertüre zu Michail Glinkas „Ruslan und Ludmilla“ an. Äußerst ruhig und mit verströmendem Bass interpretierte Oliver Weidinger die Arie des Gremin „Du kennst der Liebe Macht auf Erden“ aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Nach dem melodiösen Walzer mit Chor „Welch Festesglanz“ zeigte Vera Schoenenberg , unterstützt von dem groß aufspielenden Orchester, mit der Briefszene der Tatjana „Und wär‘s mein Untergang“ aus derselben Oper noch einmal ihr eindrucksvolles Können. Die „Polowetzer Tänze“ aus Alexander Borodins „Fürst Igor“ beendeten dieses Opernkonzert. Farbenreiche Rhythmen setzten Chor und Orchester in den vier Tanzsätzen um, bis hin zum aufwühlenden Finale, das allen Beteiligten begeisterten Beifall des Publikums einbrachte. Sie bedankten sich dafür mit dem dynamisch differenziert gebotenen Chor der Gefangenen aus Giuseppe Verdis „Nabucco“.
Am Ende gab es stehende Ovationen für den scheidenden Dirigenten Wolfgang Hocke , der an diesem Abend zum letzten Mal eine Aufführung mit dem „Liederkranz Schweinfurt“ dirigierte.
Unter der Überschrift „Auf Reisen“ kommentiert Horst Gröner :
Die Thüringen Philharmonie Gotha erfüllt ein breit gefächertes Aufgabenprogramm. Neben den Anrechtskonzerten in zwei Reihen und Chorkonzerten in Gotha und in der Region zählt hierzu auch die umfangreiche Musikerziehung für Kinder und Jugendliche in speziellen Konzerten und in zahlreichen Besuchen von Kindergärten und Schulen.
Nicht vergessen werden darf dabei eine bundesweite Gastspieltätigkeit des Orchesters. Immerhin erzielte die Thüringen Philharmonie damit im Jahr 2014 fast 34 Prozent ihrer eigenen Einnahmen, die sonst fehlen würden. Dabei wird oft außer Acht gelassen, dass diese Reisetätigkeit für die Musiker durch lange Fahrzeiten und, sofort nach Ankunft, durch ausgedehnte Proben vor Ort zu keinem reinen Vergnügen wird. Das Gleiche gilt für die beiden Techniker, die mit dem Lastwagen der Philharmonie die unhandlicheren Instrumente und oft auch Notenpulte und Stühle zu transportieren haben.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich alle auf neue Räumlichkeiten und akustische Verhältnisse, auf unterschiedliche Dirigenten, Solisten und Chöre einzustellen haben, deren Eigenheiten beim Umsetzen der Musik in kürzester Zeit ganz individuell aufzunehmen sind.
Um auch diesen Teil der Arbeit des Gothaer Orchesters ins Bewusstsein zu rücken, soll künftig in unregelmäßigen Abständen von Gastspielen der Thüringen Philharmonie außerhalb der Region berichtet werden. Wir meinen, dass auf diese Weise deren Funktion als „Botschafter Thüringens“ noch mehr verdeutlicht werden kann.