Demütiger Dank und preisender Lobgesang
Philharmonischer Chor und KonzertChor Schweinfurt mit Mendelssohn
von Elke Tober-Vogt
Foto: Josef Lamber
Großer Auftritt im Theater: Der KonzertChor und der Philharmonische Chor Schweinfurt unter Leitung von Matthias Göttemann.
„Ein feste Burg ist unser Gott“, heißt es in dem besonders in diesem Jahr viel zitierten Luther-Choral. Am Samstag bildeten diese Burg im gut gefüllten Theater der Stadt auch der KonzertChor und der Philharmonische Chor Schweinfurt. Unter der Leitung von Matthias Göttemann erklang zunächst Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie d-Moll (Reformations-Sinfonie), dann dessen Sinfonie Nr. 2 B-Dur für Soli, Chor und Orchester, die „Lobgesang-Sinfonie“.
Seit knapp zwei Jahren ist Göttemann als Dirigent im Amt. Und die klangliche Veränderung, die Entwicklung, die der Chor in diesem Zeitraum vollzogen hat, ist gewaltig. Hörbar hat die stimmbildnerische Arbeit, die in den zwei Formationen des Liederkranz Schweinfurt 1833 geleistet wird, zu großer Einheitlichkeit und Kultur in der Tonformung, zu Intensität und Sicherheit in allen Lagen geführt.
Göttemann kann auch auf punktgenaue Einsätze, auf engagiertes und wendiges Mitgehen in Tempo und Dynamik in engem Kontakt mit dem Dirigenten, auf ausgezeichnete Aussprache, auf Beherrschen der Partien durch jeden einzelnen Sänger bauen. Das Ergebnis klang im Kantatenteil der Lobgesang-Sinfonie mal strahlend und heroisch, wie zum Beispiel im Chor „Die Nacht ist vergangen“. Es klang aber auch beseelt, innig und inbrünstig: Der Choral „Nun danket alle Gott“ vereinte beides und entwickelte sich von demütig gestaltetem Dank hin zu preisendem Lobgesang.
Bei den Solisten stach besonders Vera Schoenenberg hervor: In lyrischem Glanz schwang sich ihre Sopranstimme in die Höhe von „Lobe den Herrn, meine Seele“, überzeugend sowohl stimmlich wie auch gestalterisch. Tenor Albrecht Kludszuweit sang seine Partie stählern und klar; eindringlich und spannungsvoll gelang ihm „Hüter der Nacht“. Die Mezzosopranistin Renate Kaschmieder konnte sich werkbedingt nur kurz, aber überzeugend profilieren.
Mit dem Orchester der Nordböhmischen Oper Aussig stand eine Formation zur Verfügung, die vor allem in den Passagen gemeinsam mit dem Chor in ihrem Element war. Beim sinfonischen Beginn der Lobgesang-Sinfonie setzte sich jedoch fort, was sich bereits im ersten Teil des Konzerts manifestiert hatte: Nicht alle Musiker orientierten sich streng an den Tempovorgaben des Dirigenten, der Umgang mit Nachschlägen und schnellen Läufen war bei den Streichern großzügig, was mehrmals zu Unsauberkeit und Unruhe führte.
Dabei war die Zeichengebung Göttemanns professionell ausdifferenziert und interpretatorisch wohlüberlegt; keinen Einsatz, keine dynamische Feinheit wollte er dem Zufall überlassen. Fein entwickelte er den Beginn der Reformationssinfonie, ließ die Holzbläser im zweiten Satz elastisch und musikantisch tänzeln, den dritten Satz mit großer Ruhe dahinströmen. Insgesamt hätte man sich beim Orchester mehr Fülle, homogene Klangentfaltung und Strahlen vorstellen können – dafür hätte es aber auch einer größeren Besetzung bedurft.
Diese Pracht gab es dafür zum Abschluss des Konzerts noch einmal durch den Chor: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ wurde zum hervorragenden Zeugnis für viele Monate intensiver Vorbereitung. Respekt!
Elke Tober-Vogt
Quelle: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Burgen-Choere;art742,9806765
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